top of page

Aktuelle Blogs:

Search By Tag:

Blog Archiv:

  • Doris Lindsay

Der Stolz in meiner Brust

Grosszügikeit oder Ehre?

Kennt ihr ihn, den kleinen Wicht mit dem Namen "Stolz", der immer wieder mal unser Leben bestimmen will? Eigentlich wünschte ich mir, ich hätte ihn mit dem Demutswedel rausgefegt und noch die Türe hinter ihm zugeknallt. Doch dies war wahrscheinlich einer meiner besseren Träume. Ich wurde eines besseren belehrt.

Vor ein paar Wochen hatte ich das Privileg einen kurzen „Ted Talk“ von 18 Minuten in einer Leiterschaftsrunde weiterzugeben, zum Thema „Integriertes Missionales Leben“. Ich versuchte mich gut darauf vorzubereiten, ordnete und kürzte meine vielen Gedanken auf ein paar Punkte und freute mich sehr, diese weiterzugeben. Der Tag der Referats kam. Es war ein wirklich guter Moment und ich realisierte, dass Gott wirkte und die Botschaft rüber kam.

Zwei Tage später, bekam ich ein Mail von einem der Zuhörer, der ein weltbekannter Referent und Leiter ist. Er gab mir ein Kompliment zu meinem Referat und fragte im nächsten Satz um mein Manuskript an, das er gerne weiterverwenden würde für seine Arbeit.

Wow, ich fühlte mich im ersten Moment geehrt und geschmeichelt, dass jemand wie er, meine Unterlagen für seine Zwecke gebrauchen wollte. Es fühlte sich an wie ein Honigbrot das meinen Hals salbte und mir Genugtuung verschaffte.

Doch diese Gefühle dauerten nur kurz an und ein paar Minuten später, kamen mir da ganz andere Gedanken, die das Honigbrot zum verdorrten Toast Zombie mutieren liess.

Wie kam dieser, wirklich weltbekannte und super Referent dazu, mir einfach meine Unterlagen „abzuluchsen“, sie für seine Referate oder Artikel zu gebrauchen und dann eventuell seine Ehre damit zu vergrössern? Gedanken wie: „Kann der nicht was selber schreiben?“, oder „aha, so machen die das, wenn sie berühmt sind“, kreuzten meine emotionalen Hirnzellen.

Ich wusste, natürlich würde ich ihm meine Unterlagen weitergeben, wenn auch nur bedingt mit einem grosszügigen Herzen. So verfasste ich ein "liebenswürdiges" Mail, mit ein paar sarkastischen Bemerkungen und gespickt mit einer Prise Witz, dass ich auch seine Unterlagen gut brauchen könnte, da ich auch ein paar bevorstehende Referate vor mir hätte. Ich fühlte mich gut, hatte ich ihm doch gegeben was er wollte, doch mit einem Schuss Ironie bezüglich seinem Handeln. Ich schickte das Mail ab.

Einen Tag später, ich war gerade am Autofahren, realisierte ich, wie der Heilige Geist zu meinem Herzen sprach. Grosszügigkeit oder Ehre? Um was ging es mir da eigentlich? War ich glücklich, dass jemand mit Einfluss dieses Thema weitertragen wollte, das mir doch so auf dem Herzen war, oder ging es um mich und um meine Anerkennung?

Ich fühlte mich elend, da ich realisierte, wie falsch meine Ironie und meine Gedanken waren und wie grosszügig ich dem kleinen Wicht in meiner Brust mit dem Namen „Stolz“, die Tür zur Arroganz aufgestossen hatte. Der Wicht hatte den Kampf gewonnen und mich dahin geführt wo er mich haben wollte. Zum Schlachtfeld, anstatt zum Glück!

Die Vergebung Gottes, ist wie ein wohltuendes Vollbad, das den Dreck von meinem Körper spült.

Die Vergebung Gottes, ist wie ein wohltuendes Vollbad, das den Dreck von meinem Körper spült. Ich brauchte dies dringend und werde dies auch in Zukunft brauchen, denn der Stolz in meiner Brust war und ist sprichwörtlich ein „Drecksack“!

So schnell schleichen sich Gedanken des Stolzes in mein Herz. Gebe ich ihnen Raum, verdrecken sie meine Gedanken und meine Handlungen. Der Heilige Geist erlebe ich als ziemlich klar und direkt, und meistens auch ziemlich schnell, wenn es darum geht mir Gottes Gedanken aufzuzeigen und mich von meinem Stolz zu überführen. Ich brauche immer wieder Mut mich darauf einzulassen und ehrlich gesagt, gelingt mir dies nicht immer oder nicht immer so schnell.

Dass Gott gnädig ist, erlebte ich in dieser Situation nur ein paar Stunden später, als ich dem Referent, der mich um die Unterlagen anfragte, ein Mail schreiben wollte mit einer Entschuldigung und der Anfrage um Vergebung. Ich öffnete meinen Server und realisierte, dass das Mail an ihn, noch gar nicht gesendet war und in meinem Mailausgang auf eine gute Internetverbindung wartete, die zur Zeit in Südafrika, nicht immer garantiert ist.

Die Glücksgefühle in so einem Moment, übersteigen jedes Honigbrot und die Erleichterung der Vergebung Gottes ist um ein vielfaches besser, als jedes Kompliment das mir schmeichelt.

bottom of page