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  • Priska Zurbrügg ist Mitarbeiter-Coach und

Das Feedback


Kürzlich sass ich anlässlich einer internen Prüfung einer jungen Frau gegenüber und gab ihr ein Feedback zu ihrer Arbeit. Es gab viele positive Punkte, aber auch zwei- drei Korrekturen, die ich anbringen musste. Bereits beim Sprechen merkte ich, dass ich die Art, wie ich die Korrektur gab, vorher nicht richtig bedacht hatte. Ich merkte, dass sie verletzt war und dass sie speziell in einem Punkt nicht ganz verstand, was ich wirklich meinte.

Seit bald sechs Jahren bilde ich in einer christlichen Organisation junge Leute zwischen 16-19 in einer kaufmännischen Lehre aus. Ich liebe es! Ich liebe es zu erleben, wie sie mit 16 noch fast Kinder bei uns anfangen, sich dann bei uns in ihren beruflichen aber auch geistlichen Fähigkeiten entwickeln und wachsen. Mit 19 sind sie reife junge Erwachsene, ‘hoffentlich’ bereit für das Leben.

Die Sache mit dem missglückten Feedback beschäftigte mich während der nachfolgenden Tage. Ich spürte, dass ich es nicht sehr gut gemacht habe. Da nützte es auch nichts, dass ich mir sagte, das negative Feedback sei gerechtfertigt gewesen. «Schliesslich sind die jungen Leute ja dann zum Lernen, oder nicht?» Ich wusste, dass ich mich besser hätte vorbereiten müssen auf das Gespräch. Was sollte ich also jetzt tun?

Zu Jesus gehen damit, immer eine gute Idee! In der Ruhe vor ihm legte ich meinen Zwang, immer performen zu müssen ab. Auch ich bin eine Lernende, genau wie meine jungen Leute auch. Warum nicht einfach dazulernen, wie man gut feedbacken kann? So dass die Person ermutigt und freigesetzt ist, ihr Bestes zu geben, selbst wenn Korrektur dabei ist.

In der folgenden Woche suchte ich das Gespräch mit der jungen Frau nochmals und entschuldigte mich für die unvorbereitete Art des Feedbacks - nicht aber für den Inhalt.

"Ich entschuldigte mich für die unvorbereitete Art des Feedbacks..."

Nun bin ich in den Ferien in den verschneiten Schweizer Alpen. Draussen fegt der Wind um die Häuser, ich sitze in der gemütlichen kleinen Wohnung und lerne über die Technik für gutes Feedback. Es macht richtig Spass. Ich erfahre, welche positiven Kräfte es freisetzt, wenn wir konkretes Lob in den Stärken und Siegen einer Person aussprechen. Oder ich lerne das «FBI-Feedback» kennen: (nicht zu verwechseln mit der Polizei in den USA) F für Feeling (Gefühl), B für Behavior (Verhalten), I für Impact (Auswirkung). Bei einem FBI-Feedback überlege ich mir vorher: Was fühle ich bei einem bestimmten Verhalten der andern Person? Was für einen Impact hat ihr Verhalten auf mich oder das Arbeitsumfeld? Dazu ein Beispiel: «Ich fühlte mich enttäuscht, dass du gestern eine halbe Stunde zu spät zum Meeting kamst. Nun bin ich unsicher, ob ich mich künftig auf dich verlassen kann. « Ich sage, was es bei mir auslöst, ohne die Person zu beschuldigen. Das ist so viel besser, als einfach die Aussage: «Du kamst zu spät, du nimmst das Meeting einfach zu wenig wichtig!»

Aber auch bei Anerkennung ist das FBI-Feedback so viel aussagekräftiger als einfach ein Lob wie «Gute Arbeit». Ein Beispiel:» Ich fühlte mich so dankbar, dass du gestern Abend noch länger geblieben bist und mir mit dem Bericht geholfen hast. So kam ich doch noch rechtzeitig nach Hause, um Zeit mit meiner Familie zu verbringen.” Wenn wir einfach generell sagen, dass die Leute "amazing" oder "awesome" sind, wissen sie am Ende gar nicht, in was sie spezifisch wirklich gut sind. Wenn wir die Dinge gut beobachten und konkret benennen, löst das so viel mehr aus.

Als Leiterin möchte ich die mir anvertrauten Menschen fördern und ermutigen. Dafür «drücke ich gern nochmals die Schulbank».

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