Ein Tag der mich veränderte
Ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen und kenne Gott, seit ich mich erinnern kann. Seit meinem 6. Geburtstag, als ich meine erste Bibel bekam, las ich praktisch jeden Tag darin, obwohl ich am Anfang nur wenig verstanden hatte. Ich kann mich noch erinnern, dass ich die Apostelgeschichte mit den vielen Reisen von Paulus, ganz langweilig fand.
Mein Sehnen wuchs jedoch, solche Geschichten wie ich sie las oder von Freunden und Bekannten hörte, selber mit Gott zu erleben. Wenn sie von Jesus erzählten, dann strahlten ihre Augen. So was wünschte ich mir auch. Ich dachte: „Vielleicht muss ich Jesus loslassen und genau so abstürzen wie sie, damit ich ihn so krass erlebe wie die Leute immer erzählen?“ Zum Glück kam es nicht so weit!
Mit der Zeit merkte ich, je mehr ich Jesus in Bereiche meines Lebens einbezog, desto persönlicher wurde meine Beziehung zu ihm. Durch verschiedene fesselnde Biographien über Bücher der Bibel, habe ich nach und nach einen neuen Zugang zur Bibel bekommen. Mich hat begeistert, wie einzelne Bibelverse genau in meine Situation zu sprechen schienen. Mein Glaube wuchs und ich habe mich an ihnen festgehalten. Sie sind mir zum Halt geworden wie eine Stütze für einen jungen Baum.
Einer dieser Verse war Josua 1,9: „Sei mutig und entschlossen! Lass dich nicht einschüchtern, und habe keine Angst! Denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst." Als Ehefrau eines Leiters und als Mitleiterin einer wachsenden Gemeinde, ermutigte mich dieser Vers immer wieder, da ich oftmals ins kalte Wasser springen musste und auch erlebte, dass ich mich auf diese Zusage, „der Herr dein Gott ist mit dir“, verlassen konnte!
Viele Jahre vergingen, in denen ich mich sehr einsetze, die mich jedoch auch anfingen auszulaugen oder mich manchmal unter Druck setzten, da ich eine „öffentliche Person“ wurde.
Vor gut einem Jahr hat mir eine Pastorin während einer unserer Retraiten, den Vers aus Josua 1, 9 zugeschoben, mit einem verschmitzten Lächeln auf dem Gesicht. Ich las den Vers auf dem Zettel, doch nach einer langen Zeit im Einsatz für Gott, ermutigte er mich nicht mehr gleich stark, wie noch vor ein paar Jahren.
Über all die Jahre, immer und immer wieder, mutige Schritte zu wagen und ins kalte Wasser zu springen, hatte mich irgendwie müde gemacht ich hatte kein Bedürfnis mehr mutig zu sein. Im Gespräch mit Gott klagte ich ihm meine Not: „Tut mir leid, Gott! Ich habe allen Mut zusammengekratzt, den ich nur irgendwie finden konnte, und ja, du hast immer geholfen, irgendwie, aber jetzt kann ich keinen Mut mehr finden, um mich aufzuraffen und wieder mutig zu sein. Ich mag einfach nicht mehr. Und anstatt dass mich dieser Vers jetzt wieder ermutigt, Gott, frustriert er mich höchstens! “
Ich befand mich in einer Krise was das „Mutig sein“ anbelangte und war müde Verantwortung zu tragen und herauszustehen.
Während einer Pause habe ich mich aufs Bett gelegt und mein Gespräch mit Gott wieder aufgenommen: „Ok, Gott, so wie ich dich kenne, werde ich diesen Vers ja nicht rein zufällig bekommen haben...!“
Anstatt ihn einfach als unbrauchbar wegzutun, wollte ich ihn Wort für Wort, ganz langsam vorlesen: „Sei...“, weiter als bis zu diesem ersten Wort bin ich nicht gekommen.
Es war auf einmal, als wenn Jesus mir sagen wollte: „Nicht du, ich! Ich mache dich mutig. Nicht du musst deinen Mut zusammenkratzen, ICH mache dich mutig.
Ich fülle dich mit Mut, ich gebe dir die nötigen Mittel und Ressourcen und die Ausstrahlung einer mutigen Frau! Ich mache dich durch und durch mutig!“
Wow! Das hatte mich echt aus dem Bett gehauen! DAS hat Mut gemacht!
Und genau für solche Erlebnisse liebe ich unseren Gott. Er ist so persönlich, so kostbar, so praktisch und so lebenspendend! Mutig heisst unter anderem: fest im Charakter, treu, furchtlos, selbstsicher, felsenfest, durchhaltend, lebensbejahend. Dieses Erlebnis mit Gott auf meinem Bett, in der Stille meines Zimmers, hat mir so viel Druck weggenommen. Ich konnte einfach wieder SEIN.
Der Zettel mit dem Bibelvers ist mir lieb geworden. Sehr lieb. Und ich habe unterdessen noch mehr Verse dazu gesammelt!
Und übrigens: diese Pastorenfreundin hat den Zettel mit dem Bibelvers doch tatsächlich „zufällig“ verwendet, um auf der Rückseite eine persönliche Notiz für mich zu schreiben, wie ich später gesehen habe. Das erklärte mir dann auch ihr verschmitztes Lächeln, sie wollte mir gar nicht den Biblevers weitergeben, sondern ihre Nachricht. So ist Gott! Er steckt voller Leben und voller guter Überraschungen und braucht auch einfache Notizen um zu mir zu sprechen und mich neu zu erfrischen.