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  • Rachel Stoessel

Ohmacht



Was machst du, wenn du dich ohnmächtig fühlst? Wenn du mit Themen und Situationen konfrontiert wirst, die zu gross, zu schwierig oder zu schmerzhaft sind, um sie in deine Nähe zu lassen? Wenn dein Alltag dich herausfordert; über dich Entscheidungen getroffen werden, die du nicht beeinflussen kannst oder du keine Perspektive mehr hast?


Ohnmacht ist ein Gefühl, das ich als Kind oft erlebt habe und noch heute davor zurückschrecke. Es fühlt sich an, wie wenn mein schön zurecht gerichtetes Leben auseinander fällt und wenig Chance besteht, die Teile wieder so wie vorher zusammenzufügen. Die Ohnmacht ist für mich ein Gefühl, dass mir den Atem stocken lässt sowie meinen Körper und Verstand lähmt. Kurz nach Kriegsbeginn in der Ukraine sollte ich eine Gebetszeit für alle Mitarbeitenden von Campus für Christus im deutschsprachigen Raum leiten. Mein vorbereiteter Ablauf und unsere Gebetsanliegen schienen angesichts des Kriegs plötzlich unwichtig. Wie betet man in einer solchen Situation? Mir fiel ein Atemgebet in die Hände, welches mich seither häufig durch den Alltag trägt: «Ohnmacht in mir (einatmen) – Vollmacht in dir! (ausatmen)».


Die Ohnmacht in mir über den Krieg in der Ukraine ist geblieben; Freunde, die an der Front stehen. Ihre Ehefrauen und Kinder, die im ukrainischen Hinterland tapfer ausharren und auf die Rückkehr warten. Freunde in Russland, die ohnmächtig darauf hoffen, dass Gottes Reich trotz allem sichtbar wird. Ohnmächtig fühle ich mich, wenn ich mit der Webexpertin darüber brüte, warum schon wieder eine unserer Webpages mit Malware infiziert wurde. Ohnmächtig stehe ich in diesem Moment am Bett eines schwer verletzten Freundes. Einatmend – «Ohnmacht in mir» – stehe ich vor Jesus und flüstere: «Vollmacht in dir!».


Wie sieht Vollmacht aus? Lange meinte ich, dass es laut und fest und wirkungsvoll daherkommen sollte. So polternd, mit Blitz und Wunder! Alles wird gut! Doch ich erlebe und lerne, dass Vollmacht auch anders aussehen kann: barmherzig, freundlich, tröstend, geduldig, mitleidend.


"Doch ich erlebe und lerne, dass Vollmacht auch anders aussehen kann: barmherzig, freundlich, tröstend, geduldig, mitleidend."


Ich erlebe wie der Heilige Geist mich aus meiner Starre der Ohnmacht herausholt. Nicht damit ich dann die grossartigen, wortgewandten Gebete spreche, die perfekte Antwort habe oder die rettende Tat vollbringe. Sondern vielmehr, damit in mir dieses Bewusstsein wächst, dass die Vollmacht in mir eine Person ist. Frei nach Kolosser 1,27 «Jesus in mir, Hoffnung auf Herrlichkeit». Ich trage ihn in mir. Wenn ich langsam mein Atemgebet bete, begegnet der Heilige Geist in mir, gemeinsam mit mir der Ohnmacht und verbindet mich mit der Liebe Gottes. Es bleibt ein Geheimnis, wie das geht. Mit dem Wissen, dass der Vater im Himmel bei der Erschaffung meines Lebens, alles schon in mich hineingelegt hat, was ich jetzt brauche. So bin ich gelassen und vertraue darauf, dass Jesus in mir, mit mir, den Alltag bewältigt. Ja sogar mehr als das: Ich kann auch Leben weitergeben.


Ich erlebe oft wie dieses «Not-Atem-Gebet» Klarheit oder Weisheit schenkt, mein Zittern und Hinterfragen durchdringt. Ich kann so mutig beten und handeln. Ich wünsche mir, dass du auch so ein Atemgebet für dich entdeckst und dabei die Liebe Gottes erlebst.


Rachel Stoessel ist Mitglied der Geschäftsleitung von Campus für Christus Schweiz und Leiterin der Marketing und Kommunikationsabteilung. Sie arbeitet seit 25 Jahren leidenschaftlich für Campus. Sie wünscht sich, dass die Kirche der Ort sein kann wo suchende Menschen Antworten auf ihre Fragen finden und sie eingebunden sind in gesunder Gemeinschaft.





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