Von Prinzessinnen & Königinnen
Du bist eine Prinzessin Gottes! Was auch immer du damit verbindest, mich stösst es nach näherer Betrachtung an den Kopf! Es ärgert mich, denke ich doch, dass wir an unserem Potential vorbei leben... wir sind mehr als „nur“ schöne, liebliche Prinzessinnen. Da liegt mehr drin!
Das Prinzessinnenbild stammt aus dem Mittelalterlichen Kulturerbe. Damals hatten adelige Frauen nichts anderes zu tun hatten, als lieb und schön zu sein, bis der Ritter sie “eroberte” oder wenn nötig rettet.
Ich denke, dass wenn eine Frau als Prinzessin betitelt wird, macht dies sie zum kleinen, verniedlichten Mädchen. Prinzessinnen sind in der Regel jung, lieb, hübsch und ohne jeden Gestaltungsraum. Um irgendetwas selbst gestalten zu können, muss eine Prinzessin passiv abwarten, bis der König stirbt oder ein Prinz sie heiratet.
Das Prinzessinnenbild ist nicht biblisch. Ja, es gibt Momente, wo wir die Hilfe und Rettung durch andere brauchen. Als für den Moment nötige Handlung. Aber nicht als dauerhafte Rolle, in der wir verhaftet sind.
Ich sehe nirgends in der Bibel, dass Gott Frauen zu Prinzessinnen macht, die nur darauf warten, von einem Mann gerettet zu werden. Vielleicht mit einer Ausnahme. Ja, es gibt einen, der die Rolle des Retters hat – Jesus. Er rettet alle seine Prinzessinnen zu denen auch Männer gehören, die in der Bibel als Braut Christi beschrieben sind. Ein Retter für alle – das reicht.
Die erste biblische Beschreibung einer Frau in Genesis ist Ezer, was wörtlich so viel wie Held, Retter oder starker Alliierter bedeutet – ein Wort, mit dem Gott sonst nur sich selbst beschreibt, wenn er zum Ausdruck bringt, dass er in Kriegssituationen ein machtvoller Kämpfer an der Seite Israels ist. Mit den gleichen Worten „Ezer“, machtvolle Gefährtin im Krieg, beschreibt Gott die Frau. Wow!
[Irgendwann im Himmel, lieber guter Martin Luther, würde ich dich mal fragen, wie du auf die Idee kamst, dieses Powerwort “Ezer” mit “Gehilfin” zu übersetzen, wo du doch selbst so eine kraftvolle Frau an deiner Seite hattest? Und einen Gott, der ebenfalls Ezer genannt wird. Der Gott, der eine feste Burg, ein machtvoller Kämpfer für dich war, nicht nur ein “Gehilfe” – so hättest du ihn doch nie bezeichnet, oder?]
Klar, wir sind Söhne oder Töchter – und damit als Söhne und Töchter des Königs der Könige, auch Prinzen und Prinzessinnen. Dennoch ist das Prinz-Prinzessinnenbild ein Bild, das die Bibel nicht verwendet. Wir werden vielmehr als Könige und Priester bezeichnet, Mit-Regenten mit Christus. Wir stehen als Könige und Königinnen an seiner Seite. Welche Würde.
Du spürst: Mir liegt das sehr am Herzen. Vielleicht, weil es für mich ein langer Weg war, mich selbst aus der Rolle des kleinen Mädchens, das von anderen alles erwartet, heraus und weiter zu entwickeln. Und mich mit dem Zuspruch meines ermutigenden Gottes zu einer Frau formen zu lassen, die ihren Handlungsraum kennt und nutzt.
Ich merke immer mehr: Man muss keine hilflose Prinzessin sein, um Unterstützung von Männern oder auch Frauen mit Freude genießen zu können. Im Gegenteil. Je mehr ich erkenne, mit welcher Würde und Gestaltungskraft Christus uns – Männer wie Frauen – ausgestattet hat – umso mehr kann ich es genießen, wenn mir Gott oder ein Mensch in einer konkreten Situation seine Stärke schenkt, um mich in meinem Leben und meiner Berufung zu stärken, denn ich weiss wer ich wirklich bin!
Eine Königin!
Mail an Kerstin Hack / www.kerstinhack.de