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  • Doris Lindsay / Leiterin in All Nations Cape Town

Wenn nichts übrig bleibt


Das Feuer das alles verbrennt.

Kürzlich hatten wir in Cape Town ein unglaubliches Ereignis erlebt, wie es normalerweise nur alle paar Jahrzehnte in dieser Region eintrifft. Die ganze Bergkette auf der südlichen Halbinsel, stand während Tagen in Flammen und tausende von Feuerwehrleuten, Volontären und Polizisten halfen mit, um das Feuer unter Kontrolle zu bringen.

Auch ich stürzte mich ins Feuer und half mit den Wald und unsere Siedlungen zu retten. Schon nur wenn ich daran zurück denke, bekomme ich einen weiteren Adrenalinschub und heroische Gefühle! Es war einerseits schmerzhaft zu sehen wie die Natur ein Raub der Flammen wurde, jedoch auch ein Naturschauspiel das seinesgleichen suchte. Vor allem in der Nacht, wenn man nur noch das Feuer sah, das kilometerweis loderte und vom Winde weitergetrieben wurde, erfüllte mich Ehrfurcht vor dieser starken Naturgewalt.

Was übrig blieb war schwarz! Die Resten meiner geliebten Proteabüsche und Blumen, die Strassenschilder, der Sand und auch die Felsen in den Bergen. Seit Wochen fahren wir nun schon durch eine „Wüste“ aus versengten Pflanzenstengeln, Schildkröten die unfreiwillig kremiert wurden und Asche die uns überall hin folgt, da der Wind wie eine grosse Schleuder alles verteilt. Ich bin wehmütig und ich sehne mich nach der alten Natur, den grünen Planzen, den wunderbaren Blumen und nach dem floralen Königreich, für das die Kapregion ja weltbekannt ist.

Es ist schwierig eine verbrannte Wüste auszuhalten, wenn man eine grüne Oase in Erinnerung hat.

Als wir vor drei Jahren nach Südafrika zogen, mit dem Wissen, dass Gott uns ruft und einen Plan mit unserem Leben hier hat, startete bei uns ein rasendes, loderndes Feuer, das in sehr kurzer Zeit alles wegbrannte, was vorher war. Wir wurden herausgerissen aus unserem Umfeld, den Freunden, unserer Gemeinde und Familien. Wir gaben unsere Positionen als Schulleiter und anderen Leitungsaufgaben in der Schweiz auf und wurden in Südafrika zu einem „Nobody“. Kaum jemand kannte uns. Niemand fragte uns an, ob wir predigen könnten, oder eine Schulung leiten würden. Die Menschen waren nicht wirklich interessiert an unserer Geschichte oder Lebenserfahrungen und Qualifikationen wurden völlig unbedeutend. Wir lebten nur noch im „jetzt“, investierten uns mit all unseren Kräften in die Menschen in Ocean View (Township in Kapstadt), in zerbrochene Menschen, die so mit ihrer eigenen Geschichte beschäftigt waren und einfach alles aufsaugten, was von uns an Liebe kam. Der Dienst im verborgenen war das „Jetzt“. Dienen wo niemand sonst ist und es keine Anerkennung dafür gibt. Sich zu verschenken ohne irgendwas zurück zu bekommen.

Ich stand sozusagen im schwarzen Sand, zwischen vielen abgebrannten Stauden, die mir als blühende, spannende Aufgaben noch sehr präsent in Erinnerung hafteten und die mir Anerkennung und Erfüllung gegeben hatten. Obwohl wir uns Zuhause gut auf diesen Wechsel vorbereiteten und auch diese Situation einkalkulierten (in der Theorie ist es doch viel einfacher), „erwachte“ ich in dieser verbrannten „Wüste“ und weinte dem Alten nach. Nicht dass ich wirklich zurück wollte, dafür wusste ich zu klar, dass Gott uns gesendet hatte, doch ich sehnte mich nach meinem vorherigen Leben! Ich sah alles noch vor mir, das Lachen mit meinen Freunden, die vielen Möglichkeiten wo ich mich einsetzen konnte und gewünscht war und die Freude die ich empfunden hatte beim predigen / lehren und leiten. Diese Erfahrung der „Wüste“ war hart. Zwischendurch auch richtig schwarz und hässlich.

In dieser dunklen und einsamen Zeit sprach Gott zu meinem Herzen und zeigte mir auf, dass ein Feuer wie eine Reinigung ist, damit in Zukunft noch mehr wachsen kann. Das Abbrennen meiner „Pflanzen“ und „alten“ Aufgaben die ich leidenschaftlich gerne ausgeübt hatte, ist kein Verbrennen auf ewig, sondern ein Zyklus, den Gott in meinem Leben eingeplant hatte, sozusagen eine „Dürrezeit“ in der ich seine Nähe und Versorgung auf eine völlig neue Art erleben durfte.

Diese Erkenntnis von Gottes Güte war wie ein nasses Tuch, das auf mein schmachtendes Feuer gelegt wurde und es zum Stillstand brachte.

Nach mehr als einem Jahr Wüstezeit, startete Gott in meinem Leben einen Prozess der Veränderung und Neuorientierung. Durch das Akzeptieren, dass mein Umfeld anders war als ich es gewohnt war oder erwartet hatte (es ware dazumal in meinen Augen weniger attraktiv und erfüllend), liess er mich in meiner Berufung hier vor Ort neu wachsen. Pflanzen wachsen nicht von einem Tag auf den andern, doch wenn der Regen kommt, dann spriessen die Samen und die Wüste wird wieder grün. Gott zeigte mir auch, dass mein Leben anders aussehen wird als vor dem Feuer und ich lernte die Veränderungen nicht zu werten, sondern zu umarmen.

Botaniker prophezeien in Cape Town einen unglaublichen, seit Jahrzehnten nicht mehr dagewesenen Frühling, mit Blumen die vorher gar nicht mehr wuchsen. Scheinbar ist das Feuer wirklich wie eine Art Reinigung und Nahrung für die nächste Saison dieser wunderbaren Pflanzenwelt. Bei den Proteapflanzen werden die Samen für die nächste Generation von Proteas, nur durch Feuer freigegeben. Ein Wunder in sich, dass durch ein solch einschneidendes Erlebnis, eine ganze Generation von neuen Pflanzen sich erheben kann.

Ich bete, dass Gott auch in meinem Leben Pflanzen und Blumen wachsen lässt, die vor meinem persönlichen Feuer verschüttet oder verborgen waren und nun endlich ans Licht kommen dürfen. Sein Weg wie er uns als Leiter schult ist nicht immer angenehm, manchmal auch sehr herausfordernd und schmerzhaft, doch immer mit einer Langzeitperspektive ausgestattet, die IHM noch mehr Ehre einbringen wird.

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