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AutorenbildDebora Alder-Gasser

Mulmige Gefühle


Mut zur Verantwortung

Vor kurzem vollzogen wir in unserer Gemeinde eine Umstrukturierung, um ein wachstumsfähiges Modell zu haben, welches ermöglicht, Verantwortung auf viele Schultern zu verteilen. Als wir als neue Bereichsleiter/innen an einem Infoabend vorne standen, fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen. Von den 10 Bereichsleiter/innen sind nicht nur 4 Frauen, sondern 2 davon beginnen unmittelbar nach ihrer Einsetzung als Bereichsleiterin mit einem Mutterschaftsurlaub! Eine dieser beiden Frauen bin ich.

Unendliche Dankbarkeit breitete sich in mir aus. Dankbarkeit dafür, dass es scheint, als hätten wir als Gemeinde den Sprung von der guten Absicht hin zu wirklicher Umsetzungen geschafft in der Leiterinnenförderung. Dankbarkeit für mein Team, welches die „Kosten“ meiner Babyzeit zu tragen bereit ist. Und nicht zuletzt bin ich unendlich dankbar für meinen Mann, der bereit ist, ein partnerschaftliches Modell sowohl zu Hause, wie auch im Beruf mit mir zu leben. Er setzt mich frei weiterhin Verantwortung, auch ausserhalb von zu Hause, übernehmen zu können.

Ab und zu machte sich doch ein etwas mulmiges Gefühl in mir breit. Zusätzlich zum Mutterwerden auch noch als neue Bereichsleiterin und Mitglied der operativen Geschäftsleitung mehr Verantwortung zu übernehmen. Ist das nicht ein bisschen „too much“? Schaffe ich das überhaupt? Ich habe mich entschieden diesen Gedanken nicht mehr Raum zu geben. Im Grunde habe ich sowieso keine Ahnung wie das alles kommen wird und ob ich es schaffen werde. Es ist und bleibt ein Schritt ins Ungewisse. Mit Sicherheit weiss ich nur, dass wir nicht werden sagen müssen, dass wir es nicht wenigstens versucht haben. Alleine diese Tatsache beflügelt mich. Je länger desto mehr bin ich überzeugt, dass es nicht darum geht, bereits alle Lösungen zu haben, sondern vielmehr mutig zu sein. Ich brauche keine fixfertigen Resultate, sondern den Mut das Neue anzugehen.

Vielleicht gibt es nicht viele werdende Mütter wie ich, welche auch wenige Wochen vor der Geburt, mit grösserer Leidenschaft, nach neuen Leiterschaftsbüchern und Podcasts suchen als nach Babysachen.

Vielleicht gibt es nicht viele werdende Mütter wie ich, welche auch wenige Wochen vor der Geburt, mit grösserer Leidenschaft, nach neuen Leiterschaftsbüchern und Podcasts suchen als nach Babysachen. Dazu, dass ich so bin, muss ich immer wieder ein „Ja“ finden. Meine Hormone sind trotz Schwangerschaft nicht „nur“ auf Baby eingestellt – sondern ich empfinde nach wie vor grosse Lust, der neuen Herausforderung im Beruf Raum zu geben. Aber genauso brauche ich ein „Ja“ dazu, dass jede Frau anders mit diesem Prozess umgeht und auch anders umgehen darf. Und by the way: Gott sei Dank, habe ich einen Mann, der die Hängewiege und Stoffwindeln auf Ricardo ersteigert und so aktiv beim „Nestbau“ mitträgt.

Trotzdem, Mutter werden heisst für mich loslassen. Mit grossem Schmerz liess ich beispielsweise eines meiner geliebten Projekte los, welches ich in den letzten Jahren mit viel Leidenschaft geleitet habe. Das tat weh und tut es immer noch. Obwohl ich mich auf das Baby freue, ist es für mich eine grosse Herausforderung ein Teil meiner Arbeit loszulassen, ohne bereits zu wissen was ich in meiner neuen Rolle als Mutter erleben werde. Alle erzählen mir, wie toll das Mutter sein wird – und doch, der Schmerz des Loslassens ist real. Was mir bleibt ist zu vertrauen. Vertrauen, dass Gott einen guten Plan hat und ich bei ihm nicht zu kurz kommen werde. Und dann erinnere ich mich, dass ich nicht alle Lösungen haben muss, sondern einfach in erster Linie mal mutige Schritte wagen soll!

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