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  • Cornelia Schmid, freiberuflich als Theologin

Die neue Dimension


„Mama, schaust Du einen Film mit mir“?, so kam meine Älteste vor einigen Wochen nach Hause. In diesem Film geht es um das Thema „Beten“. Wie passend, ist mein erster Gedanke. Seit letztem Jahr bin ich als Gebetskoordinatorin für die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ tätig, bei der mein Mann arbeitet. In den letzten Jahren wurde mir immer mehr bewußt, wie wichtig das Gebet ist. Ja, gerade in Leitungsaufgaben halte ich es für das Allerwichtigste. Ich war und bin immer wieder erstaunt, wie viel Zeit in manchen christlichen Organisation für Sitzungen draufgehen und wie wenig Zeit für das Gebet investiert wird.

Ich war und bin immer wieder erstaunt, wie viel Zeit in manchen christlichen Organisation für Sitzungen draufgehen und wie wenig Zeit für das Gebet investiert wird.

An diesem Abend sehen wir uns den ergreifenden Film „War Room“ * an. Es ist für mich ein besonderes Erlebnis, tief berührt neben meiner ebenfalls bewegten Tochter zu sitzen und zu merken: Beim Thema Gebet schlagen unsere Herzen im Gleichklang. In diesem Film geht es um ein Ehepaar, das sich auseinandergelebt hat. Die Ehefrau arbeitet als Maklerin und trifft bei ihrer Arbeit auf eine ältere Dame. Die wird ihre Mentorin und nimmt sie mit auf einen Weg, das Beten ganz neu zu lernen. Ihr Geheimnis: In ihrem begehbaren Kleiderschrank hat sie sich einen "War Room" eingerichtet, einen Gebets- und Kampfplatz. Dorthin zieht sie sich zurück, schreibt Bibelstellen und Gebetsanliegen auf Zettel und heftet sie an die Wand. Und sie betet mit einer Innigkeit und Schönheit, mit Leidenschaft und Intimität, dass mir beim Anschauen die Tränen kommen. In diesen 1 ½ Stunden ist Gott so gegenwärtig, so dynamisch am Wirken in unserem Wohnzimmer, dass ich mich seiner Gegenwart und Liebe nicht entziehen kann und auch gar nicht will. Kaum ist der Film vorbei, sagen wir beide, Mutter und Tochter, wie aus einem Munde: Das wollen wir auch.

Und so verschwindet meine Tochter in ihrem Zimmer, schreibt, betet, druckt sich Bibelverse am Computer aus und heftet sie an ihren Schrank. Gleichzeitig sitze ich in unserem Schlafzimmer und grübele. Wo könnte mein privater "War Room" sein? Ich öffne die Türen meines Kleiderschrankes, sortiere erst einmal mein Durcheinander an Kleidern, Hosen, Pullis und Socken und dann beginne ich damit, Bibelverse und Gebetsanliegen an die Innentüren zu heften. Ich nehme mir meinen Schreibtischstuhl und setze mich zwischen die beiden Türen und beginne mit Gott zu reden. Ich tue es seitdem jeden Tag, ich vergesse die Zeit, ich versinke in meinem "War Room". Ich staune über meinen Gott, ich flehe ihn an, ich bitte für andere Menschen und erlebe sein Reden, sein Hören und sein Erhören. Lange Zeit war der Ort meiner Gottesbegegnungen mein Sessel. Gemütlich und weich. Nun habe ich einen neuen Ort, er ist nicht mehr so weich. Aber ich spüre, dass eine neue Dimension des Betens entsteht. Ich erlebe eine andere Seite von Gott, der mich mit hineinnimmt in seine Armee, um dort kühn und leidenschaftlich meinen Platz einzunehmen. Und ich erlebe mich anders. Vertrauensvoller, wagemutiger, furchtloser.

* War Room = Kriegsraum

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