top of page

Aktuelle Blogs:

Search By Tag:

Blog Archiv:

  • Regula Trummer, Gemeindeleiterin Heilsarmee Thun

Gedankenkarussell


Es gibt Tage, die sind voller Überraschungen. Morgens früh um sechs kommt eine E-Mail, dass die geplante Fortbildung nicht stattfinden wird. Ich juble über diesen geschenkten Tag und entscheide mich, lauter Dinge zu machen, die sonst in dieser Woche nicht möglich gewesen wären. So geniesse ich das Frühstück mit einer Frau in einer schwierigen Lebenssituation. Zeit mit ihr zu verbringen wird für uns beide zum Gewinn. Als ich unseren Nachbarn einen kleinen Weihnachtsgruss vorbei bringe, öffnen die Menschen nicht nur ihre Türe, sondern auch die Herzen und lassen mich Anteil haben an ihren Sorgen. Ein Gebet für Heilung wird dankbar angenommen und lässt mich staunen. Es scheint mir, der Himmel ist offen über uns. Die Begegnung mit einer dankbaren alten Frau zeigt mir die Schönheit eines dankbaren Herzens. Ein solcher Tag macht glücklich. Ja, hier ist mein Platz. Es geht mir gut. Gott ist gut!

Am nächsten Tag hingegen ist die Stimmung hektisch. Viele Unterbrechungen verunmöglicht es mir konzentriert zu arbeiten. Die Mitarbeiterin hat viele Fragen. Jemand braucht Überbrückungshilfe. Der Kaminfeger will die Heizung prüfen und die Postbotin bringt ein Päckchen. Mit der freiwilligen Mitarbeiterin, die unsere Kinderräumlichkeiten putzt, trinke ich einen Kaffee. Die Buchhalterin ruft zweimal an mit einer Frage zum Monatsabschluss. Der Nachmittag ist für die Frauenstunde reserviert und am Abend dauert die Sitzung länger als erwartet. Wann werde ich die Predigt für Sonntag vorbereiten…? Am Abend liege ich müde im Bett und kann nicht abschalten. Die Gedanken fahren Karussell und es wird mir halb schlecht dabei – Karussellfahren habe ich noch nie gemocht…

Eine Frage drängt sich mit Macht in meine Seele. Was zählt am Ende des Tages? Meine Tage sind meistens gut gefüllt mit Sitzungen, Anlässen, Gesprächen, und all den vielseitigen Aufgaben die meine Arbeit mit sich bringt. Als Tochter, Schwester und Tante einer grossen und wachsenden Familie, die sich fleissig darin übt einander herzlich zu lieben, ist mein Beitrag gefragt und liebevoll erwünscht. Ich spüre, dass ich mit meinen Kräften an Grenzen komme. Engagiere ich mich zu sehr, um etwas zu bewegen? Bewegt sich überhaupt etwas? Habe ich genug Zeit für das, was mir wirklich wichtig ist? Inmitten dieser Fragen erinnert mich der Heilige Geist an ein Erlebnis, das die Jünger von Jesus gemacht haben. Sie wurden von Jesus ausgesandt um Kranke zu heilen, Dämonen auszutreiben und den Menschen vom Reich Gottes zu erzählen. Als sie voller Freude zurückkehren und erzählen: „Herr, sogar die Dämonen mussten uns gehorchen, wenn wir uns auf deinen Namen beriefen!“ antwortet Jesus ihnen: „… freut euch nicht so sehr, dass euch die bösen Geister gehorchen müssen; freut euch vielmehr darüber, dass eure Namen im Himmel aufgeschrieben sind!“ (vgl. Lk 10,17-20)

Für mein fragendes Herz ist diese Zusage vom Vater im Himmel eine Antwort ohne Antworten: „Dein Name ist in mein Herz geschrieben. Hier ist deine Identität, egal ob du Erfolg und Freude erlebst in deinem Dienst, oder ob du ernüchtert mit (deinem) Versagen konfrontiert wirst. Am Ende des Tages zählt, dass ich dich lieb habe.“

Hier ist deine Identität, egal ob du Erfolg und Freude erlebst in deinem Dienst, oder ob du ernüchtert mit (deinem) Versagen konfrontiert wirst. Am Ende des Tages zählt, dass ich dich lieb habe.“

Ich bin so dankbar für diese Perspektive. Nicht was ich tue zählt, sondern was ich bin. Das ermöglicht Gelassenheit und beflügelt mein Engagement in dem allen was mein Alltag als Leiterin mit sich bringt. Ja, hier ist mein Platz. Es geht mir gut. Gott ist gut!

bottom of page