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Doris Lindsay

Die Enttäuschung


Als Leiter sind wir ja auf alle möglichen Varianten von Enttäuschungen vorbereitet. Dies jedenfalls im Kopf. Wenn es dich dann jedoch trifft, dann schmerzt es einfach mal so stark, dass du A. lieber gar nicht darüber sprechen willst, B. du vor allem und mit jedem darüber sprechen willst und C. es verdrängst und es klein machst. (Es gibt da natürlich noch viele weiter Varianten).

Ich gehöre zur Kategorie C. Verdrängen kann ich gut und weiter gehen im Leben auch. Ich ertrage nicht gerne seelische Schmerzen und tue mich schwer damit, mich den Enttäuschungen zu stellen. Vor allem, wenn es von Menschen kommt, die mir was bedeuten. Über die Jahre hinweg, lernte ich dies doch zu tun und Coaching in Anspruch zu nehmen oder sogar Seelsorge. Das tat gut – sehr gut sogar. Doch mein Naturell hat sich dadurch nicht wirklich verändert. Ich tendiere immer noch dazu, weiter zu gehen und die Enttäuschungen stehen zu lassen oder kleiner zu machen als sie wirklich sind. So à la wenn dir das Leben Limonen gibt, mache Limonade draus. Ich bin ein Optimist und versuche grundsätzlich das Leben positiv anzugehen.

Doch dieses mal, klappte dies ganz und gar nicht. Wir bekamen als Familie einen Telefonanruf, am Tag vor unseren Ferien. Es war ein Telefonanruf mit einer Botschaft, die wir in allen Varianten als Ehepaar seit Wochen durchdiskutiert hatten, doch nicht so erwartet hatten. Es war diejenige Variante, von der wir dachten, dass sie wirklich nicht eintreffen würde, da wir es uns einfach nicht vorstellen konnten. Doch da war sie – eine Botschaft die mir einfach mal den Boden unter den Füssen weich machte. Ich schwebte zwischen Entsetzen und Fassungslosigkeit. Die Enttäuschung in die Menschen, denen ich vertraut hatte war gross - und ich spürte wie Ärger in mir hoch kroch und Besitz von meinem Herzen erkämpfen wollte.

Der restliche Tag nach dem Telefonanruf war gefüllt mit Arbeit in unserem Jugendzentrum und Vorbereitungen für unsere langersehnten Ferien. Schon seit Wochen, freute ich mich darauf in die Karoo zu fahren, einer Halbwüste in Südafrika. Wir mieteten ein Haus mitten in der Pampa und es gab einfach nichts, was uns an den Alltag erinnern sollte. Einsamkeit war das Ziel. Nur wir als Familie, meine Kinder, mein Mann und ich. Eine ganze Woche lang. Was für mich himmlisch hätte werden sollen, wurde mir zum Verhängnis. Denn es gab einfach gar nichts, was mir half um den Schmerz in meinem Herzen zu ersticken oder mich abzulenken. Ich tauchte ein in die Stille der Wüste und realisierte, dass ich nicht alleine war. Ja, meine Familie war da und die war auch laut. Doch auch die Menschen die mich enttäuscht hatten, tauchten aus dem Nichts auf. Nur in meinem Kopf notabene. Sie sprachen mit mir und ich diskutierte mit ihnen. Immer wieder, immer und immer wieder. Von hinten bis vorne rollten wie die Punkte auf und ich führte pro und kontra Diskussionen mit ihnen. Die Stille in der Wüste lies meine inneren Stimmen lauter und lauter werden. Es war ermüdend und frustrierend. Irgendwann mal sagte mir mein Mann, der meine Missstimmung mitbekam, ich solle doch einfach loslassen und die Ferien geniessen. Doch wie denn, wenn mein Herz schmerzte und in Aufruhr war? Der Schmerz versuchte mich zu fassen und zu binden. Wie ein Cowboy das Lasso nach seinen wilden Pferden wirft – so empfand ich den Schmerz der mich immer wieder erfasste und den Hals zu schnürte.

Der Schmerz versuchte mich zu fassen und zu binden. Wie ein Cowboy das Lasso nach seinen wilden Pferden wirft – so empfand ich den Schmerz der mich immer wieder erfasste und den Hals zu schnürte.

Mein Kopf war so sehr damit beschäftigt das Problem in Detail durchzukauen, dass ich all meine Energie dazu brauchte. Ich war nicht frei die Ferien zu geniessen, die Gemeinschaft mit meiner Familie und die Stille.

Nach vier Tagen realisierte ich, dass ich meine Enttäuschung nicht verdrängen und innerlich wegdiskutieren konnte. Sie war da und hatte eine Loch aus Frustration und Misstrauen in meinem Innern aufgerissen. Sie war real und roh. Ich wusste, sollte sich was ändern, musste ich mich ihr stellen.

Doch zum Glück, kenne ich einen Gott der mich liebt und der wahrscheinlich schon tagelang darauf wartete, dass ich doch endlich seine Nähe suchte. Das tat ich dann auch. Ich bekannte ihm meine Ängste, meinen Ärger, meine Enttäuschung in die Menschen und meine Verletzlichkeit. Ich lud meine Lasten und mein Misstrauen bei ihm ab. Ich warf dabei Steine in die Wüste und segnete bei jedem Stein die Menschen die mich enttäuscht hatten. Es tat gut, sehr gut sogar. Ich spürte wie mein Herz leichter wurde, wie ich wieder frei atmen - und mich neu ausrichten konnte. Auf Gott und auf den Frieden den er mir schenkte.

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