Vor kurzem feierte ich meinen 45. Geburtstag. Mit jedem Jahr das ich älter werde, wird mir bewusst, dass das Leben wirklich kurz ist. Als ich 20 war, da schienen mir Menschen die 50 Jahre alt waren, uralt zu sein. Für mich waren diese „Alten“ abgeschrieben und meine Erwartungen an sie fast gleich null. Zu meinem eigenen Glück, löste sich diese Verblendung irgendwann nach 30 auf und ich nahm auch diese ältere Generation wahr und sah ihre Stärken und Möglichkeiten. Ja, Lebensreife verändert unsere Sicht von den Möglichkeiten und den Ressourcen.
Als Frau mit viel Energie und Tatendrang lebte ich mein Leben in Fülle. Jedes Jahr war spannend und brachte neue Möglichkeiten. Älter zu werden war für mich keine Bedrohung sondern Bereicherung. Denn meine Erfahrung nahm zu und ich erlebte viele offene Türen um Neues auszuprobieren. Lustigerweise vergass ich oft mein eigenes Alter, etwas, das ich mir als junge Frau nie hätte vorstellen können. Doch Zahlen wurden irgendwie nebensächlich. Das Leben war so viel wichtiger.
Und dann näherte sich mein 45. Geburtstag und ich realisierte (nach einer unbarmherzigen Bemerkung eines Freundes), dass ich in nur 5 Jahren, die 5 vorne, anstatt hinten habe. Irgendwie traf mich diese Tatsache mehr als ich eigentlich zugeben wollte. Ich fragte mich plötzlich ob ich noch genug Zeit hätte, um all die Dinge die ich noch tun möchte und die ich noch erleben möchte, zu tun? Waren meine besten Jahre etwa schon vorbei? Es gab doch noch so vieles das ich bewegen möchte in dieser Welt. In diesem Moment hatte ich einen Anflug von Selbstmitleid und sah mich schon als zittrige, ältere Frau auf einer Bank (wahrscheinlich einer Ersatzbank) sitzen und meine geschwollenen Beine betrachten. Zum ersten mal in meinem Leben hatte ich einen Anflug von Angst vor dem älter werden. Ich schaute am Abend von meinem Geburtstag in den Spiegel und suchte nach neuen grauen Haaren die sich einnisten wollen. Mein Gesicht fühlte sich leblos an und ich entdeckte eine neue Falte. Gleichzeitig fragte ich mich, ob ich nicht zu alt bin um in Jugendliche zu investieren und ob ich überhaupt noch Turnschuhe tragen sollte? Mitten in diesen verrückten Gedanken und Emotionen, bekam ich am Morgen meines grossen Tages eine wunderbare Geburtstagskarte von meinem 10 jährigen Sohn, die mich Raketenmässig in Wolke 7 schoss. Er schrieb mir:
"Liebes Mami! Du bist so speziell! Du bist so lieb, hast ein gutes Herz und bist eine wunderschöne Frau. Ich weiss nicht ob 45 ein wichtiger Geburtstag ist - aber du bist ungefähr in der Mitte deines Lebens. Happy, happy birthday. Ich liebe dich.
Shane
P.S. Du bist soooooo wunderbar!!!!!"
Diese Worte berührten mein Herz. Es fühlte sich an, als würde Gott selbst, durch die Worte meines kleinen Jungen, zu mir sprechen. Er zeigte mir auf, was wirklich wichtig war. War 45 ein wichtiger Geburtstag? Nicht wirklich. Für meinen Sohn bin ich erst in der Halbzeit. Würde ich alles tun können das ich mir wünschte in meinen Leben? Vielleicht nicht. Doch auch dies ist nebensächlich. Denn wer wir heute sind im Leben der Menschen ist wichtiger, als was wir Morgen tun werden. Die Botschaft meines Sohnes war kurz und knapp. Er sagte mir wer ich bin und was ich auch in der Zukunft tun sollte.
"Wer wir heute sind im Leben der Menschen ist wichtiger, als was wir Morgen tun werden".
Eine neue Dankbarkeit erfüllte mich und ich realisierte wie wichtig das HEUTE ist. Ob ich ein paar graue Haare mehr oder weniger auf meinem Kopf habe und ob sich eine Falte mehr in meinem Gesicht bildet, wieviel Einfluss ich in der Zukunft als Leiterin nehmen kann oder welche Zahl ich an meinem Geburtstag auf dem Kuchen sehe - ist nicht wirklich wichtig. Das HEUTE zählt. Im HEUTE lieben wir die Menschen die uns anvertraut sind (jung oder alt), im HEUTE prägen wir diese Welt und im HEUTE begegnen wir Gott. Alles andere ist wirklich - nebensächlich.