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  • Lydia Siegenthaler

Verstanden?


Das habe ich verstanden – dachte ich…

Es gibt Lebensthemen, die werden mich voraussichtlich mein ganzes Leben begleiten. Was logisch ist, schliesslich heissen sie nicht ohne Grund LEBENSThemen. So werde ich wahrscheinlich noch lange Mühe damit haben, wenn Menschen Mühe mit mir haben, und ich nehme an, auch analytisches und logisches Durchdenken einer Sache, werden nie zu meinen Kernkompetenzen gehören. Vieles verstehe ich noch nicht und es gibt Bereiche in meinem Leben, die mir alles andere als leicht von der Hand gehen.

Eines dieser grossen Themen war Identität. Einfach zu Sein, ohne tun zu müssen, forderte mich immer wieder aufs Neue heraus. Doch in den letzten Jahren hat Gott mir auf unzählige Arten gezeigt, wer ich in seinen Augen bin. Immer noch mehr Facetten dieser Identität, die ich in ihm habe, durfte ich entdecken und mittlerweile weiss ich in meinem tiefsten Innern, dass ich geliebt und wertvoll bin. Trotz all meiner Lebensthemen und Unzulänglichkeiten.

Das mit der Identität hatte ich verstanden – so dachte ich wenigstens…

Und dann kam jener Sonntag im letzten November, an dem ich merkte, dass ich noch nicht mal annähernd verstanden hatte, wie Gott mich sieht.

Es war ein spezieller Sonntag. Ich predigte bei uns im Gottesdienst und meine 11-jährige Tochter durfte zusammen mit der Jugendleiterin durch den Gottesdienst moderieren. Beim Frühstück war sie unglaublich nervös und steckte uns alle damit an. Ich versuchte sie zu beruhigen, sagte ihr immer wieder, wie stolz wir auf sie seien und dass es absolut gar kein Problem wäre, wenn alles schiefgehen würde. Schliesslich sind wir als Vineyardgemeinde in erster Linie Familie füreinander. Ich erzählte ihr, wie nervös ich jeweils war, als ich anfing regelmässig zu predigen und wie die Nervosität mich verliess, kaum hatte ich begonnen zu sprechen. Und ich versicherte ihr, dass ihre Nervosität sich legen würde, sollte sie regelmässig moderieren.

Zurückblickend auf die Zeit, als ich frisch anfing in der Gemeinde zu predigen, prägte mich ein spirituelles Erlebnis sehr. Ich stand kurz vor meiner dritten Predigt und musste schon bald auf die Bühne. . Ich fühlte mich sehr nervös. Das letzte Lied aus der Anbetungszeit kam zu Ende und mein Herz war unruhig. Da sah ich plötzlich vor meinem inneren Bildschirm, wie Jesus neben mir stand. Er war da. Direkt neben mir. Seine Präsenz gab mir eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit. Als ich nach vorne ging um zu predigen, kam er mit mir.

Dieses Erlebnis veränderte mich. Von da an wusste ich, dass ich nicht alleine bin in meinem Dienst. In all meinen zukünftigen Predigten, wenn mein Herz wieder anfing nervös zu werden, konnte ich ihn nur fragen: "Jesus, bist du da?" Und die Ruhe die er mir schenkte, gab mir die Gewissheit; Ich bin nicht alleine. Ich wusste, was auch immer geschieht, er ist da und ich konnte voller Vertrauen loslegen.

Und nun stand also meine kleine, grosse Tochter vorne und begrüsste souverän die Leute. Am liebsten wäre ich aufgestanden und hätte laut geklatscht und allen Leuten zugerufen: «Seht! Das ist meine Tochter!». Ich war so unglaublich stolz auf sie. Nicht weil sie es besonders gut gemacht hat, sondern weil ich sie kenne und begeistert bin von ihr.

Als wir in die Worshipzeit einstiegen überkam es mich plötzlich. Ich spürte Gottes Präsenz als würde er neben mir sitzen und er sprach in mein Herz: «Genau so, wie du dich über deine Tochter freust, freue ich mich über dich. Sowieso.»

Und auch wenn mein Kopf das schon lange verstanden hat, mein Herz benahm sich, als hätte es das zum ersten Mal gehört. Mich überrollten die Gefühle und Gott berührte mich in meinem Innersten. Noch heute kommen mir die Tränen, wenn ich an diesen Moment zurückdenke. Gottes Begeisterung über mich zu spüren, noch während die Begeisterung über meine Tochter in mir nachhallte, liess die Erkenntnis zu einem Erlebnis werden.

Gott ist begeistert von mir. Nicht weil ich etwas besonders gut mache, sondern weil er mich kennt und weiss wie ich bin.

Gott ist begeistert von mir. Nicht weil ich etwas besonders gut mache, sondern weil er mich kennt und weiss wie ich bin. Zeitgleich wurde mir eine Liedzeile vom Gebetshaus Augsburg zu einem ständigen Begleiter. Im Lied «So hoch der Himmel ist» heisst es: «Dein Lächeln strahlt über mir». Immer und immer wieder erinnert mich Gott daran. Sein Lächeln strahlt über mir. Immer und sowieso.

Und ich weiss jetzt. Wenn es um Identität geht, habe ich noch viel zu lernen. Und ich freue mich darauf. Wie schade wäre es, ich hätte schon alles verstanden und Gott hätte keine Chance mehr mich so liebevoll zu überraschen wie an jenem Sonntag im November.

Übrigens, dass sie meine Tochter ist, habe ich natürlich am Anfang der Predigt noch einmal erwähnt. Und auch wie stolz ich auf sie bin und wie toll sie ist. Denn das ist sie. Wirklich.

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