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Sylke Busenbender

Gelebte Barmherzigkeit


Als im März dieses Jahres die Corona-Krise in Deutschland begann, war ich auf Schweigeexerzitien- abgeschnitten von Handy, TV, Zeitungen und einfach jeglicher externen Kommunikation.

Ich kam am Sonntag vor dem Lockdown-Beschluss nach Hause, und mein Mann erklärte mir, „wie wir uns jetzt die Hände waschen“. Es war ein Schock! Es gab praktisch nichts Wichtiges mehr. Außer Corona.

Außerdem war ich erkältet und konnte nicht ins Büro. Ich konnte dadurch arbeiten UND mich von meinem Infekt erholen. Gute Freunde rieten mir, mich testen zu lassen. Aber niemand wollte mich testen. Ich habe für meine Eltern (Risikopatienten) eingekauft, mit Mundschutz und Gummihandschuhen, die nach dem Einkauf in den Müll flogen.

Für unser Büro erließen wir als Leitungsteam strenge Regeln. Keiner nutzt den öffentlichen Nahverkehr. Wir gaben Autos aus und ließen die Mitarbeiter, deren Job Büroanwesenheit erfordert, abholen. Allen anderen verordneten wir Home-Office.

Nach zwei Wochen Lockdown startete die Diskussion, ob das denn in dieser Massivität nötig sei. Ob die Demokratie dadurch ausgehebelt würde. Ob Corona wirklich so gefährlich sei. In Deutschland starben ja sehr wenige. Solle man nicht nur die Gefährdeten wegsperren? In Berlin, wo ich arbeite, hat man’s sowieso mit den Regeln nicht so. Da hörte man einfach auf, die Lockdown-Regeln zu befolgen. Oder man trägt zwar Mundschutz, aber unter dem Kinn! Die Fallzahlen sinken beständig, also brauchen wir den Lockdown ja wohl nicht. Diejenigen, die glauben, dass die Fallzahlen WEGEN des Lockdown sinken, sind in der Minderzahl oder zu leise, um gehört zu werden.

Unter Christen findet diese Debatte ebenfalls statt. Soll man auf On-Site-Gottesdienste verzichten oder in Gottesdiensten wieder singen dürfen? Ist diese Form der Anbetung Gottes so essenziell, dass der Verzicht einer Einschränkung der Religionsfreiheit gleichkommt? Und dann stecken sich Gottesdienstbesucher an und tragen die Infektion zügig weiter.

Meine Gottesbeziehung ist mir extrem wichtig. Und ich leite ein Unternehmen, das den Beinamen „die barmherzigen Samariter“ trägt. Was bedeutet das in Zeiten von Corona? Für mich und für die Organisation?

Meine tiefe Überzeugung, dass für eine Christin der Tod nicht das letzte Wort hat, hat mich durch tiefe Lebenskrisen getragen.

Meine tiefe Überzeugung, dass für eine Christin der Tod nicht das letzte Wort hat, hat mich durch tiefe Lebenskrisen getragen. Aber bei Corona geht es nicht um MEINEN Tod. Jedenfalls nicht nur. Was für ein Beispiel gebe ich als Christin und barmherzige Samariterin ab, wenn ich mich – zum Beispiel in einem Akt gemeinsamer Anbetung – mit Corona infiziere und dann lauter Leute anstecke, die meine Sicht in Bezug auf den Tod gar nicht teilen?

Und für die der Tod auch tatsächlich ganz andere Konsequenzen hätte als für mich, die ich gewiss bin, dass weder Mächte noch Gewalten noch überhaupt irgendetwas mich scheiden können von der Liebe Gottes? Was ist mit denen, die als von der Liebe Gottes Geschiedene sterben? Und was denken diese über den Christen oder die Christin, bei dem oder der sie sich angesteckt haben? Führen diese Überlegungen sie hin zu Gott? Oder eher noch weiter weg?

Auf diese Frage habe ich immer noch keine allgemeingültige Antwort! Sondern nur eine für mich. Ich bleibe achtsam. Ich bin auch Corona-müde, aber nicht müde, mich und andere bestmöglich zu schützen.

 

Silke Busenbender ist Vorstandsmitglied von Samaritan's Purse, Deutschland

https://www.die-samariter.org


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